Die Nebelfrau

Jetzt teilen
Facebook
Twitter
Email
WhatsApp

Die Nebelfrau hatte heute Morgen ihr silbergraues Kleid aus dem Schrank geholt. Es war ein Kleid, durchzogen von glitzernden Tautropfen, leicht wie der Morgentau und doch schwer von uralten Geheimnissen.

Voller Übermut trat sie hinaus, und mit jedem Schritt erhob sich der Nebel, folgte ihr wie ein treuer Gefährte und legte sich über das Land.

Stolz schwebte sie über Wälder und Wiesen, und zog ihr Kleid wie einen nie endenden Schleier hinterher. Es war nicht nur ein Tanz, es war ein Zauber, der die Welt verschluckte, Bäume, Felder, sogar ganze Häuser verschluckte ihr Kleid. Bei den Menschen erwachten Fantasien, die sie nicht für möglich hielten: sie sahen Gestalten, hörten Stimmen, glaubten plötzlich an Wunder, die im Nebel verborgen blieben.

Doch die Nebelfrau war nicht nur eine Hüterin der Fantasie. Ihr Nebelkleid barg auch Gefahren. Es verbarg Abgründe, ließ Wege verschwinden und so mancher begab sich in Gefahr. Wer nicht Acht gab, konnte sich leicht verlieren, denn die Nebelfrau entschied allein, wann sie den Schleier wieder hob und die Sicht frei gab.

An diesem Tag jedoch tanzte sie lange und wirbelte voller Übermut, ihr Kleid stürmisch vor sich her und ließ das Land in einen Schleier aus Geheimnissen tauchen.

Wer sie sah, wusste nicht, ob er träumte oder wachte, denn die Nebelfrau war die Hüterin des Nebels, sie lässt die Menschen träumen und verschleiert auch die Gefahren.

 

 

Über die Autorin
Bild von Liselotte

Liselotte

Seit vielen Jahren schreibe ich leidenschaftlich gerne und halte meine Gedanken, inspiriert durch Schicksale, Lebensveränderungen oder Erlebnisse auf Papier fest. Manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer ein wenig zum Nachdenken.
Facebook
Twitter
Email
WhatsApp

Schreibe einen Kommentar

Ähnliche Geschichten

Stille Gedanken

Wenn die Gedanken zu viel werden, und ich mich auch noch in vielen Jahren daran erinnern möchte, greife ich zur Feder und schreibe sie nieder.

St.Martin, das Laternenfest

  Heute ist ein besonderer Tag – der Tag des heiligen Martin. „Kinder kommt! Wir basteln schöne Laternen!“, rief Mutter fröhlich. Die Laternen symbolisiert das

Der heilige Martin

  Der heilige Martin von Tours starb am 8.November 397 im Alter von 81 Jahren in Candes Frankreich. Am 11.November wurde er in Tours beigesetzt,

Wo die Stille lebendig wird

    Ein Weiblein steht im Walde, ganz still und allein. Sie lächelt zufrieden und fühlt sich hier wohl. Düfte von Moos, Blätter und feuchter

Spuren im Sand

  Am Rand des Meeres entdecke ich Spuren im Sand, flüchtig wie ein Gedanke, vergänglich wie die Zeit. Sie verweilen nur für eine kurze Zeit

Schreib mir was Nettes

Du hast Fragen oder möchtest mir gerne etwas mitteilen? Feedback, Anregungen?

Willkommen bei den kleinen Geschichten!

Hier findet ihr Texte, Gedichte und kleine Weisheiten aus dem alltäglichen Leben. Geschichten die das Leben schreibt.

Seit vielen Jahren schreibe ich leidenschaftlich gerne und halte meine Gedanken, inspiriert durch Schicksale, Lebensveränderungen oder Erlebnisse auf Papier fest.

Manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer ein wenig zum Nachdenken
.

Eure Liselotte