Duft der Erinnerung

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Ein kleiner Schutzengel sah auf die Erde und er sah eine junge Frau unter einem Baum sitzen. Um sie herum blühten die schönsten Blumen und verströmten ihre Düfte.
Doch Eva, so hieß diese Frau, sah von all dem nichts, ihre Augen waren von Tränen getrübt. Evas Schutzengel dachte sich, warum ist sie so traurig inmitten dieser schönen Pracht?
Ich muss zu ihr, sie braucht meine Hilfe, ich werde versuchen sie zu trösten.

So setzte sich der kleine Schutzengel, ganz leise neben Eva und er spürte sofort diese Trauer und Sehnsucht. Eva sagte er: „Ich spüre du hast großen Kummer, erzähl mir davon und ich werde dir helfen“
Eva dachte sie träume, als sie dieses Engelchen sah. „Wer bist du und woher kommst du?“

Ich bin dein Schutzengel und ich bin immer für dich da, wir beide sind verbunden schon ein Leben lang. Du hast Kummer und bist verzweifelt, dass spürte ich ganz intensiv und deshalb bin ich nun bei dir.

Erzähl mir von deinem Kummer, vielleicht kann ich etwas für dich tun, zwar hab auch ich meine Grenzen doch werde ich mich bemühen etwas für dich zu tun. Eva spürte sofort diese Ruhe und Geborgenheit, die sich wie eine sanfte Umarmung um sie legte.
Erst jetzt sah das Engelchen, das leere Glas in Evas Hand, verwundert fragte es: „Was hat es mit dem Glas auf sich, was hältst du hier gefangen?“

Ach Engelchen, ich habe schon einige Menschen loslassen müssen, doch am schlimmsten war es, mein Kind nicht festhalten zu können. Mein geliebtes Mädchen ist in die weite Welt gezogen und kam nicht mehr zurück. Und so kam mir der Gedanke, ihren Duft einzufangen in dieses Glas. Ihren Lieblingsschal, den sie als letztes an ihrem Körper trug, habe ich genommen und gab ihn in das Glas.

Und heute dachte ich mir, es wird ein besonderer Tag, ich werde an diesen schönen Ort (es war unser Ort) dieses Glas öffnen und den Duft meines Mädchens einatmen. Doch als ich es mir an die Nase hielt, konnte ich nichts mehr riechen. Nun ist auch ihr Duft fort, dass Letzte was ich noch von ihr hatte. Es ist, als hätte ich sie ein zweites Mal verloren, nun ist sie endgültig und für immer fort.

Nein Eva, das ist so nicht richtig, du trägst sie doch in deinem Herzen. Du brauchst keine Nase, du brauchst keine Augen und keine Ohren. Wann immer du willst, kannst du dein Mädchen zu dir holen. Du hast doch deine Erinnerungen und in denen hörst, siehst und riechst du sie. Schließe deine Augen und sag mir was siehst du nun?
Eva stand auf und nahm ihren Engel an die Hand und sie sagte: „Ich sehe mein Mädchen tanzen, lachen und sie duftet so wunderbar, ich sehe sie so deutlich, ich kann sie beinahe berühren.“ Ja mach es, berühre sie, es hindert dich nichts und niemand daran. Es ist nicht der Duft im Glas, es sind deine Erinnerungen, die du von ihr hast, eure gemeinsamen Jahre die dir niemand nehmen kann.

Das Glas kann zerbrechen, du kannst es verlieren, es ist und bleibt nur ein Glas. Doch solang dein Geist noch rege ist, kannst du deine Erinnerungen nicht verlieren, sie können nicht zerbrechen, auch kann sie dir niemand stehlen. Sie sind ein Teil von dir, gehören zu deinem Leben, sie machen die Tage schön wie heute und manchmal auch traurig. Erinnerungen sind wie das Leben, manchmal schön, lustig, traurig und einige würde man gerne vergessen.

Nun muss Eva doch weinen, jedoch sind es Tränen der Freude, sie sind nicht schwer, sie sind befreiend und reinigen ihren Blick.

Das Engelchen lächelt und war mit sich zufrieden, es ist doch schön ein Schutzengel zu sein, ich konnte Eva helfen, für heute ist sie glücklich und frei.

Noch einmal berührt er ihre Schulter und Eva war, als berührte sie ihr Mädchen. Sie bedankte sich bei ihrem Schutzengel und sagte: „Du hast Recht, was ich in meinem Herzen trage, ist bei mir am Tag und in der Nacht“

Eva vergiss es nie, auch wenn du mich nicht siehst, ich bin immer bei dir und wenn du wieder einmal traurig bist, hole dir deine Erinnerung zurück.
Eva war in diesen Moment der glücklichste Mensch und das wollte sie noch ein wenig bleiben, kurz schloss sie noch einmal die Augen und genoss diesen Augenblick.

Als sie ihre Augen wieder öffnete, war ihr Schutzengel nicht mehr zu sehen, doch sie wusste, er würde für immer bei ihr sein. Sie bückte sich nach ihrem Glas und hob es auf, sie musste lachen, den was sie nun sah war wunderbar. In dem Glas war eine weiche, weiße Feder, nun wusste sie, es war wahr, sie hatte nicht geträumt.

Wenn du am wenigsten daran glaubst und ihn am dringendsten brauchst, ist dein Schutzengel für dich da. Jedoch hat auch er seine Grenzen und wenn er für dich nichts mehr machen kann, ist er bei dir und hält deine Hand.

 

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Über die Autorin
Liselotte

Liselotte

Seit vielen Jahren schreibe ich leidenschaftlich gerne und halte meine Gedanken, inspiriert durch Schicksale, Lebensveränderungen oder Erlebnisse auf Papier fest. Manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer ein wenig zum Nachdenken.
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