Als Fritzchen das Christkind suchte

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Es lebte eine Familie mit ihren zwei Kindern in einem kleinen Häuschen, sie waren zufrieden und es ging ihnen gut.

Es war der 24. Dezember. Das kleine Fritzchen, mit seinen 4 Jahren war schon sehr aufgeregt, er wusste das Christkind würde heute am Abend kommen.

Papa sagte zu ihm: „Fritzchen, zieh dich warm an, wir gehen in den Wald, um das Christkind zu suchen.“

Mama stand neben dem warmen Ofen, in dem das Holz knisterte, und eine wohlige Wärme erfüllte Stube. Am Arm hatte sie ihre kleine Tochter. Traudi streckte Fritzchen und Papa ihre Ärmchen entgegen, sie wollte mit den beiden mitgehen um das Christkind zu sehn. Mama sagte zu Traudi: „Wir müssen zuhause bleiben mein kleiner Schatz, denn wenn das Christkind kommt, und es ist niemand daheim, fliegt es wieder weiter.“

Wie stolz war Traudi, durfte sie doch zu Hause auf das Christkind warten. Traudi war natürlich noch viel zu klein, um mit Papa und Fritzchen in den Wald zu gehen. Mama bereitete in der Zwischenzeit alles für einen schönen Heiligabend vor.

Sie hatte nicht viel, doch mit einem schönen Christbaum wollte sie ihre Kinder überraschen. Sie schmückte den Christbaum mit Lametta und Kugeln. Sehr wichtig war ihr das Engelshaar, und die Kerzen, die den Baum zum Strahlen bringen, durften nicht fehlen.

Fritzchen schlüpfte in seinen wärmenden Umhang, während ein leuchtender Schopf seine goldenen Haare keck unter der roten Mütze hervorlugte. Den weichen Schal legte er sich zweimal um den Hals, und wärmende Handschuhe für seine kleinen Händchen. Liebevoll blickte die Mutter Fritzchen an, und dachte: Er sieht wie ein Engel aus.

Papa nahm das warm eingepackte Fritzchen an die Hand, und so ging sie mit einer Laterne in die klirrend kalte Winternacht.

Kein Wort sprach der kleine Junge. Seine unschuldigen schönen blauen Augen hatte er zu schmalen Schlitzen zusammengedrückt, um besser sehen zu können. Ganz sanft, flatterten dicke Schneeflocken vom Himmel, es war lustig ihnen zuzusehen, es war, als würden sie Tanzen.

Mit roten Bäckchen und tropfender Nase stapfte Fritzchen mit seinem Papa durch den Wald. Der Himmel war überzogen mit tausenden leuchtenden Sternen, die in dieser klaren Nacht um die Wette funkelten.

„Dort, Papa, dort hat es geknackst, sei ganz leise und bleib mal stehen“, flüsterte er zu Papa. Doch nein, das Christkind war es nicht, ein Reh sprang hinter einem Baum hervor, blieb kurz stehen, drehte die Ohren und sah mit großen braunen Augen die Beiden an. Es lief nicht davon, sondern blieb ganz ruhig stehen. Denn in dieser Nacht war keine Gefahr zu befürchten, lag doch Ruhe und Frieden heute Nacht über das ganze Land. Fritzchen stand da mit offenem Mund und ein wunderschönes Glücksgefühl durchströme seinen kleinen Körper.

War er doch mit seinem Papa unterwegs, um das Christkind zu sehen.

Nun wurde klein Fritzchen aber schon müd, stapfte er doch schon lange durch den hohen Schnee. Dieser glitzerte geheimnisvoll und machte den dunklen Wald ein wenig heller in dieser Nacht.

„Ach, liebes Christkind, wo hast du dich versteckt?

 

Lass dich doch sehen und komm mit mir mit. Mitnehmen möchte ich dich zu meiner Mama und meiner kleinen Schwester, das wünsche ich mir von dir.“ Ganz leise hatte Fritzchen das gesagt, zum Himmel geschaut und an das Christkind geglaubt.

Papa sagte:

„Schau, dort sind Spuren, die zu unserem Haus führen. „Denen gehen wir nun nach.“

Fritzchen hüpfte auf seinen kleinen Beinchen hin und her, „Papa, komm und lauf, die Spuren sind wohl vom Christkind.“ Plötzlich wurde es Fritzchen warm, und die kleinen Füße fingen an zu laufen. Zuhause angekommen und außer Atem, stand er vor dem Haus, die Fenster waren mit Eisblumen überzogen, es sah märchenhaft aus.

Aufgeregt rief er:, Papa schau, da funkelt und glitzert doch was“

Die Fantasie von Fritzchen gaukelte ihm schönsten Bilder vor. Da stand doch jemand im weißen Gewand, mit goldenen Flügeln auf dem Rücken und wunderschönem, langem, goldenem Haar. „Papa“, flüsterte klein Fritzchen dann.

„Pst, das Christkind, es ist ja schon da.“

Seine Augen strahlten, nun wurde es auch Papa ganz warm ums Herz und er drückte liebevoll Fritzchens kleine Hand.

Die Tür machte er ganz leise auf, doch sie knarrte und es war doch etwas laut. Doch was er nun sah, war ganz wunderbar. Ein Christbaum stand am Tisch, schön geschmückt mit Kugeln, Lametta, Kerzen und Engelshaar, der Duft von Bratäpfeln durchzog den kleinen Raum.

Mama stand daneben, mit Traudi am Arm. Diese lachte voller Vergnügen und strahlte glücklich ihre Mama an, die in diesem Moment, sehr glücklich war.  Hier stand nun der kleine Bub, vergessen waren die Kälte, der Wind und der Wald. Voller Ehrfurcht mit zitternder Stimme und ganz leise, sagte er: „Mama, als ich durch das Fenster sah, stand hier doch noch das Christkind, wo ist es hin, habe ich es verschreckt?“

Eine Träne lief über seine roten Wangen. „Aber nein, mein liebes Kind, das Christkind fliegt doch noch zu anderen Kindern.“ Es hat doch noch so viel zu tun, muss Geschenke verteilen und viel Gutes tun.“ Sie küsste klein Fritzchen die Träne weg und sagte.

„Schau, hier am Baum hat sich doch ein Haar vom Christkind verfangen.“

Volle Ehrfurcht nahm er das Engelshaar, steckte es sich in die Hosentasche, wo es viele Jahre blieb. In diesem Moment, Fritzchen wohl der glücklichste Junge war.
Was in dieser schönen Nacht wirklich geschah und ob Fritzchen das Engelshaar noch hat?
Das bleibt für immer sein Geheimnis.

Aus Fritzchen wurde Fritz, und er ist heute ein Mann. Noch oft am 24. Dezember denkt er an das kleine Fritzchen von damals zurück und ist dankbar für diese eine, wunderschöne Nacht.
An das Christkind glaubt er schon lange nicht mehr, doch aufgehoben hat er das Engelshaar. Manchmal greift er danach und wünscht sich das Christkind doch herbei. Dann wünscht er sich und spricht es leis.

Ach könnte ich doch nur für eine Nacht, das kleine Fritzchen von damals sein, die Hand von Papa spüren und noch einmal in die Augen von Mama und Traudi sehn.“

 

 

 

 

 

Über die Autorin
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Liselotte

Seit vielen Jahren schreibe ich leidenschaftlich gerne und halte meine Gedanken, inspiriert durch Schicksale, Lebensveränderungen oder Erlebnisse auf Papier fest. Manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer ein wenig zum Nachdenken.
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