In dem kleinen Örtchen Zukunftshausen, stand am Ortsende ein kleines weißes Häuschen mit blauen Fensterläden. Die Fenster waren mit hübschen Blumen geschmückt und oft hört man lustiges Kinderlachen heraus.
In diesem gemütlichen Haus, lebt die kleine Familie Hansemann, Vater, Mutter, mit ihren Kindern Leo und der kleinen Anna. Sie lernten ihren Kindern den respektvollen Umgang mit den Menschen, den Tieren und der Natur.
Jeden Morgen standen die vier vor dem Fenster und blickten in die Natur, die Mutter sagte dann immer: „Guten Morgen meine Lieben, heute wird es ein schöner Tag“ Vater sagte dann meistens: „Egal wie das Wetter auch wird, wir machen ihn zu einen schönen Tag“ Sie küssten ihre Kinder, danach liefen sie lachend in die Küche. Dort war der Frühstückstisch schon gedeckt, der Duft von frischen Brötchen lag in der Luft. Ja, die Familie Hansemann hatte ein schönes glückliches Leben.
Jedoch in letzter Zeit geschah es immer öfter, das Anna vor dem Fenster stehen blieb und in die Ferne sah. An manchen Tagen, wenn es klar und die Sicht gut war, kam es Anna vor, als würde der Himmel mit der Erde eins werden.
An solchen Tagen wuchs in Anna der Wunsch: „Ich möchte an diesen Ort, wo Himmel und Erde sich vereinen, ich möchte wissen, wie es dort ist“
Dann lief sie über die Wiesen, bis ihr die Luft ausging, endtäuscht ging sie wieder zurück. Ihre Mutter nahm sie dann in die Arme und sagte jedes Mal zu ihr: „Anna, bist du hier nicht glücklich?“ Doch Mama, aber ich stell mir vor, wo Himmel und Erde eins werden ist das Paradies. Mein liebes Kind, nur wo du glücklich bist, egal wo das auch ist, es ist nicht ein Ort, es sind die Menschen, die dich umgeben die dich und die du liebst. Und diese geben dir das Gefühl, den Himmel auf Erden zu haben.
Je älter Anna wurde, umso grösser wurde ihr Wunsch, oft sagte sie zu ihrem Bruder: „Leo, eines Tages werde ich an diesen Ort sein, wo Himmel und Erde eins sind“ Ihr Bruder legte dann liebevoll seinen Arm um sie und sagte: „Schwesterlein, diesen Ort gibt es nicht und wer in sucht, der wird immer ein Reisender sein“
Natürlich glaubte sie ihm nicht, Himmel und Erde an einen Ort, dort muss das vollkommene Glück sein.
Eines Tages, Anna war nun alt genug, um ihren eigenen Weg zu gehen, Ihre Eltern ließen sie schweren Herzens ziehen. Sie gaben ihr eine Menge Ratschläge mit auf den Weg, sie wussten, dass sie Anna nicht aufhalten konnten.
Und so begann für Anna eine lange Reise, sie lernte viele Menschen kennen und nicht alle waren gut. Sie erlebte Endtäuschungen, sah sehr viel Leid auf ihren Wegen. Erfreute sich jedoch auch an so manchen schönen Momenten.
An manchen Tagen dachte sie: „Nun ist es nicht mehr weit, ich kann es doch schon sehen“
Doch je mehr sie ihrem Ziel entgegen reiste, umso mehr entfernte es sich. So blieb sie für einige Zeit an einen Ort, von dem sie in der Ferne sah, wie Himmel und Erde eins wurden.
Sie lernte einen Mann kennen, verliebte sich ihn ihm und so blieb sie an diesen Ort. Jedoch ihr Wunsch, den Ort zu finden, wo Himmel und Erde eins werden, der blieb. Sie war glücklich mit ihrem Mann und oft sagte er zu ihr: „Ich hole dir die Sterne vom Himmel!“ Einige Zeit genügte es ihr auch und sie gab sich damit zufrieden. Doch es war ihr nach einiger Zeit nicht mehr genug: Sie wollte doch nicht die Sterne, sie wollte doch an den Ort, wo Himmel und Erde eins werden.
Sie wurde unglücklich und war nicht mehr zufrieden, ihr Mann spürte es und er dachte sich: Ich muss sie weiterziehen lassen, sie ist nicht mehr glücklich hier. Er sagte: „Anna, ich lass dich deines Weges gehen, ich möchte nur das du glücklich bist“ Sie umarmte ihn beim Abschied und sagte: „Wenn ich diesen Ort gefunden habe, komme ich wieder“
Sie fühlte sich frei und voller Zuversicht, sie sah diesen Ort (ihren Ort) immer vor sich. Doch immer, wenn sie glaubte sie hat ihn erreicht, entfernte sie sich von ihrem Ziel immer weiter.
Diesen Ort gibt es nicht und wer in sucht, wird immer ein Reisender sein“
Zum ersten Mal kamen in ihr Zweifel auf, war es der Sonnenuntergang, der sie in diese Stimmung versetzte oder weil sie die meiste Zeit allein ist?
Sie wusste es nicht, doch plötzlich spürte sie eine Sehnsucht nach ihrer Familie, dass es ihr fast das Herz zerriss.
Am nächsten Tag stand sie schon sehr bald auf, sie sah wie die Sonne den Himmel erleuchtete und sie wusste was sie zu tun hatte. Sie packte ihre Koffer und es konnte ihr nicht schnell genug gehen, sie wusste nun:
“Wo Himmel und Erde eins sind“
Sie dachte an all die Jahre, wo sie auf der Suche war, was hatte sie gesucht? Sie hatte doch alles!
Von weitem sah sie schon das Weiße Haus mit den blauen Fensterläden, es war noch alles so wie es war als sie fortging. Die Fenster waren mit bunten Blumen geschmückt und sie glaubte sogar den Duft frischer Brötchen zu riechen.
Das letzte Stück lief sie so schnell sie konnte, sie wollte keine Sekunde mehr verlieren. Ihr Herzt hüpfte vor Freude und sie musste weinen.
Als sie sich dem Haus näherte, standen all ihre Lieben im Garten mit lachenden Gesichtern. Neben ihrem Bruder stand eine Frau, die sie nicht kannte und diese hielt ein Kind in den Armen. Anna spürte, sie war angekommen, es war als wäre sie nie fort gewesen. Ihr Bruder stellte ihr seine Frau vor und sagte, das kleine Mädchen ist unsere Anna. Sie nahm das Mädchen in die Arme und flüsterte ihr in das Ohr: „Eines Tages, kleine Anna erzähle ich dir meine Geschichte“
Nach all dieser schönen und herzlichen Begrüßung mit Tränen in den Augen, schaute sie plötzlich in ein ihr vertrautes Gesicht. Es war ihr Mann, den sie noch immer liebte, aber wegen ihrer Sehnsucht nach etwas, das sie nicht finden konnte verlassen hatte. Er nahm sie in die Arme und sagte zu ihr.
„Ich wusste, hier werde ich dich finden, den hier ist der Ort, nach dem du gesucht hast, hier sind der Himmel und die Erde eins“
Es wurde an diesen Abend noch sehr spät, sie hatten sich so viel zu erzählen und immer wieder sagte Anna: „Wie konnte mir das nur passieren, warum hatte ich es nicht gespürt, dass ich doch an den schönsten Ort zuhause war?“
Es wurde eine Nacht ohne Träume, nun brauchte sie keine Nacht mehr um zu Träumen, ab nun lebte sie ihre Träume.
Am nächsten Morgen stand sie am Fenster und sah in die Ferne, sie war glücklich und zufrieden, sie war daheim, an dem Ort, den sie so lange vergeblich suchte. Ihr Mann trat neben sie, legte seinen Arm um sie und sagte: „Guten Morgen meine Liebe, heute wird es ein guter Tag“ Sie schmiegte sich an ihn und spürte, ich bin im Paradies.
Aus der Küche kam der Duft von frischen Brötchen und ihre Mutter rief. „Das Frühstück ist fertig“
Anna wusste, sie musste in die Ferne reisen, um zu erfahren, dass sie doch schon alles besaß wonach sie so verzweifelt suchte.