Wahre Liebe kennt keine Grenzen

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Für die wahre Liebe gibt es keinen Krieg und keinen Stacheldraht, die wahre Liebe überwindet alle Hindernisse. Dass es so ist erzählt diese Geschichte, diese Liebe hätte es ohne den Krieg nicht gegeben.

Alles begann im Gefangenenlager Munster in der Lüneburger Heide 1946.

Elisabeth wurde 1925 in Pommern westlich von Pommern geboren, nach der Scheidung ihrer Eltern wuchs sie im schlesischen Rauten auf, wo ihre Mutter zu den 3 Kindern aus 1. Ehe noch 7 weiteren das Leben schenkte.

Im Jänner 1945 bei minus -21°C flüchtete ihre Familie aus Schlesien vor der anrückenden Roten Armee, jedoch ohne Elisabeth, die schon als Lazarettschwester im Kriegseinsatz war. Mit gerade mal 21 Jahren, war sie dann als Krankenschwester im deutschen Lager von Munster, zur gleichen Zeit wie der fesche österreichische Soldat Josef (gerade mal 24 Jahre) im österreichischen Lager interniert war.

Obwohl diese Lager von einem Stacheldraht getrennt waren, hatten sich die beiden kennen und lieben gelernt. Sie schafften es immer wieder, sich unter den schwierigsten Situationen zu treffen. Diese Treffen machten sie stark und die Gefangenschafft war dadurch leichter zu ertragen. Es wurde für die Liebenden (obwohl es Krieg war) ein schöner Frühling im Jahre 1946.

Ende Juli wurde Josef nach Österreich entlassen, für die Liebenden wurde es ein Abschied in die Ungewissheit, sie wussten nicht ob es ein Wiedersehen geben wird. Josef verbrachte jedoch nur 48 Stunden bei seiner Familie, er wurde erneut verhaftet und kam in das Internierungslager Glasenbach bei Salzburg. Es war ein Internierungslager der Amerikaner für Nazi Verdächtige, es waren Täter so wie auch Unschuldige in diesem Lager.

Josef war verzweifelt, er setzte alle Hebel in Bewegung und mit Hilfe seiner Eltern versuchte er, seine Verlobte Elisabeth nach Österreich zu holen.

Der einzige Kontakt zwischen den Beiden bestand zu dieser Zeit, nur mit einem regen Briefverkehr. Elisabeth machte sich große Sorgen und voller Sehnsucht wartete sie auf den nächsten Brief.
In dieser Zeit bekam Josef von Elisabeth einen wunderschönen Brief, sie teilte ihm mit.

Mein Liebster, unsere Liebe ist nicht ohne Folgen geblieben, ich freue mich so sehr nun etwas sehr Schönes von dir zu besitzen.

Am 02.11.1946 schrieb Josef einen sehr rührenden Brief an seine unbekannte zukünftige Schwiegermutter.
Damals waren es die Frauen, die für die Familien da waren und Endscheidungen zu treffen hatten. Der Vater von Elisabeth wurde in Mecklenburg von den Russen als Erntehelfer festgehalten. Seine Familie wusste zu dieser Zeit nicht, ob er gefangen oder tot war.

Sehr verehrte gnädige Frau!

Woche um Woche ließ ich verstreichen, stets von der Hoffnung erfüllt, doch noch die Möglichkeit zu einem persönlichen Vorsprechen bei Ihnen zu finden. Aus Elisabeth´s Briefen weiß ich, dass sie Ihre Zustimmung zu unserer Verlobung erteilten, Ich habe auf Umwegen die Antwort auf meine Bitte, ob Sie mir das Lebensschicksal Ihrer Tochter anvertrauen wollen, also bereits vorweg. Nichtsdestoweniger möchte ich es nicht versäumen, Sie nachträglich herzlichst um die Hand Elisabeth zu bitten. Es wäre müßig, ihnen zu versichern, dass ich Elisabeth von ganzen Herzen lieb habe. Es ist meine schönste und vordringlichste Aufgabe, ihr das Glück zu schenken, von dem wir seit Beginn unserer Bekanntschaft immer geträumt haben. Gnädige Frau! Es schmerzt mich, dass ich ihnen heute eine Mitteilung machen muss, die Sie wahrscheinlich nicht freuen wird. Ich tue es ohne Wissen und gegen den Willen Elisabeths. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Entschluss gekommen, Ihnen die volle Wahrheit zu sagen, die ich selbst erst seit gestern kenne und Sie früher oder später doch erfahren müssen: Unsere Liebe ist nicht ohne Folgen geblieben. Elisabeth hat sich Ihnen noch nicht eröffnet, da sie Angst davor hat. Sie weiß, dass Sie sie dies nicht verstehen werden. Bitte, gnädige Frau, seien Sie nicht zu hart zu ihr. Die ganze Schuld trifft mich, schimpfen Sie mich, aber machen Sie Elisabeth keine Vorwürfe. Denken Sie an ihren Zustand und an das werdende Menschlein, beiden kann eine seelische Erschütterung schaden. Ich bin sehr glücklich über Elisabeth´s Nachricht, denn ich habe mir das Kindchen gewünscht. Mag sich auch meine Anschauung nicht mit bürgerlichen Moralbegriffen decken, bei eingehender Begründung würden Sie mich sicherlich verstehen. Das Wohl und Weh Elisabeth´s geht mir über alles. Meine Eltern werden solange in meinem Auftrag alles Geeignete tun, bis ich selbst für immer an Elisabrth´s Seite stehe. Es ist für mich unsagbar schwer, untätig hinter Stacheldraht zu sitzen, während sie ihrer schwersten Zeit entgegen geht. Innig wünsche ich, dass es mir vergönnt sein möge, Elisabeth noch vor der Entbindung meinen Namen zu geben. Dass sie auch vor dem Gesetz das wird, was sie vor Gott und meinen Augen bereits ist: „Meine Frau“
Rein, gläubig und voller Vertrauen hat sie ihr Schicksal in meine Hände gelegt, ohne das zu wollen und auch jetzt hat sie kein Wort des Vorwurfs für mich, sondern nur ein Herz voll Liebe. Nochmals bitte ich Sie herzlichst, erschweren Sie ihr nicht ihr Los, handeln Sie als Frau und Mutter.

Hochachtungsvoll
Josef

Obwohl Josef Ende Februar 1947 aus Glasenbach entlassen wurde, war es ihnen nicht vergönnt zu heiraten. Es gab weder Heirats- noch Zuzugsgenehmigungen von den Behörden. Es blieben weiterhin nur die vielen Briefe, um voneinander etwas zu erfahren, die Sehnsucht zueinander wurde fast unerträglich.

Elisabeth war in der Zwischenzeit von Munsterlager über das Mutterhaus in Bremen wieder bei ihrer Familie in Bayern.

Im April 1947 kam in Regensburg die kleine Gisela zur Welt, Josef durfte sein geliebtes Mädchen erst Monate später zum ersten Mal sehen und in seinen Händen halten. In der Zwischenzeit gab es zwischen Elisabeth und Josef nur heimliche Treffen in Passau, schweren Herzens nahmen sie immer Abschied voneinander.

Im September gelang es Josef endlich, nach verzweifelten Suchen im kleinen Ort Freinberg an der österreichisch-deutschen Grenze, einen Standesbeamten zu finden, der bereit war, die beiden zu trauen. So kam es am 13.September 1947 zu einer abenteuerlichen Hochzeit ohne Gäste. Es begann schon damit, dass der Standesbeamte zu spät kam, er hatte eine Panne mit seinem Fahrrad.
Natürlich brauchten sie auch noch Trauzeugen; Bauersleute, die auf den Feldern arbeiteten, stellten sich ihnen gerne zu Verfügung. Elisabeth wusste bei ihrer Anreise zum geheimen Treffen noch nicht, dass sie an diesem Tag ihren geliebten Josef heiraten wird. Einerseits überglücklich nach diesen wunderschönen Tag und doch traurig, dass sie am gleichen Tag wieder über die grüne Grenze zurückmusste.

Erst einige Wochen später durfte sie endlich zu Josef nach Österreich einreisen. Zu Fuß mit Gisi im Kinderwagen eilte sie über die alte Innbrücke ihrem Josef entgegen. Die Mutter und der Bruder von Elisabeth die mitgereist waren, konnten Josef nur aus der Ferne sehen, er stand auf der anderen Seite der Brücke, es war ihnen nicht vergönnt ihn kennen zu lernen.
Josef nahm seine Elisabeth überglücklich in die Arme und für Beide blieb die Welt für einen Herzschlag stehen. Für sie hatte sich endlich, ein langer Wunsch erfüllt. Ab nun gibt es nur noch ein „WIR“ für immer und ewig.

Mit Tränen in den Augen nahm er Gisi und Elisabeth in die Arme und flüsterte ihr in das Ohr.

Bis zu meinem Tode meine Liebe, wird uns nichts und niemand mehr trennen können.“

Elisabeth und Josef bekamen 4 Kinder, einen Sohn und drei Töchter.

 

 

 

 

1997 feierten sie ihre goldene Hochzeit

 

 

 

 

Josef starb 1998 und Elisabeth folgte ihm 2002

Diese Liebe wurde im Krieg geboren, mit vielen Hindernissen wurden sie ein Paar, sie waren dankbar für ihre gemeinsame Zeit, nie hatten sie die Zeit der Trennung vergessen.

Bilder von Elisabeth und ihrer großen Liebe

Erster Schultag  1931                                              Elisabeth mit Schäferhund Wolf

       
Die dritte v. links   beim BDM

1946

1962: Elisabeth erwartet zu dieser Zeit ihr 4. Kind.

 

Am 05.März 1963 wurde ihre Tochter Karin geboren, dank ihr gelang 57 Jahre später, diese schöne Geschichte zu mir. Auch ist es Karin zu verdanken, dass es eine weitere schöne Geschichte gibt.

 

 „Sabine auf der Suche nach ihrem Großvater“

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Über die Autorin
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Liselotte

Seit vielen Jahren schreibe ich leidenschaftlich gerne und halte meine Gedanken, inspiriert durch Schicksale, Lebensveränderungen oder Erlebnisse auf Papier fest. Manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer ein wenig zum Nachdenken.
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