Lotte und der Baum-1

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Ein schöner Tag im Monat Mai, das Leben war voller Freude, ob Mensch, Tier oder die Natur alles sprühte pure Lebensfreude aus.

An diesen Tag sah Lotte ihren Baum zu ersten Mal, er war noch nicht sehr groß, doch spendete er ihr schon einen kühlenden Schatten.

In ihrem Körbchen das unter dem Baum stand, sah sie mit großen Augen ein Zelt aus kräftig grünen Blättern über sich. So begann sie mit dem Baum in ihrer Sprache zu reden und es begann eine schöne Liebe zwischen den Beiden.
Wann immer es möglich war stellte ihre Mutter Lotte unter den Baum, dort fühlte sie sich wohl und war glücklich.

Lotte wurde älter und die Liebe zu ihren Baum größer. Fast täglich es war wie ein Zwang, besuchte sie ihn dann schlang sie ihre Arme um seinen Stamm und erzählte alles was geschah.

Die Beiden erlebten viele Sommer und Winter, zu jeder Jahreszeit hatte der Baum etwas Besonderes zu bieten.
Die Jahre zogen in das Land, Lotte war nun schon ein großes Mädchen, doch der Baum war ihr noch immer sehr wichtig. Auch der Baum wurde größer und seine Äste stärker. Gerne kletterte Lotte auf ihn, er gab ihr Halt und Kraft.

Wann immer sie Sorgen und Kummer hatte, kletterte sie in seine Äste. Sogleich wurde sie ruhiger, es fühlte sich an als würde sie von sanften Händen getragen. Das rauschen der Blätter beruhigte Lotte immer, flüsterten sie ihr immer tröstende Worte zu.
So vergingen weitere Jahre und Lotte wurde zu einer Frau, sie war verliebt und glücklich mit einem tollen Mann. Sie nahm ihren Liebsten an die Hand und zeigte ihm ihren Baum.

Dieser Baum weiß alles von mir, ihm kann ich alles erzählen, er hört mir immer zu.

In ihrer Freude ritzte sie zwei Herzen in den Stamm, denn der Baum sollte es als erster wissen das sie an diesen Mann ihr Herz verloren hatte. Zarte Tränen flossen aus dem Stamm, Lotte darüber sehr traurig war.
Nein, nein Lotte, es sind keine Tränen des Schmerzes, es sind Tränen der Freude die ich weine, freut es mich doch so sehr, dass du glücklich bist.“

An Ihrem Hochzeitstag sie sich an ihrem Baum lehnte und ihm flüsterte, wie glücklich sie ist.
Weitere Jahre zogen in das Land und es wurden noch zwei Herzen in den Stamm geritzt. Für jedes Kind kam ein Herz dazu, diese vertraute sie ihren Baum an. Der Baum an Größe und Kraft hat zugenommen, gesund und stolz stand er im Garten.

Viele Jahre sind vergangen, doch Lotte ging noch immer wenn es die Zeit zuließ zu ihren Baum. Erzählte weiterhin ihre Geschichten, die das Leben schrieb. Voller Liebe und Zärtlichkeit streicht sie mit ihren Händen über die Herzen am Stamm. Träumt von der Jugend und was sie alles erlebt hatte und wie glücklich sie mit ihrer Familie doch ist.
Sie sieht zu ihren Baum empor und hat das Gefühl.

Es berühren sich ihre Seelen.

Denkt an so manche Stunde, die sie in seinen Ästen saß und dabei oft die Zeit vergaß.

Lottes Kinder haben für sie eine schöne Bank unter ihren Baum gestellt. Hier sitzt sie dann und schläft auch manchmal ein. Dann träumt sie von einem Mädchen das verliebt ist in einen Baum. Diesen erzählt sie ihren Kummer, ihre Sorgen, auch ihre Wünsche und ihre Freuden vertraut sie ihm an.

So kam die Zeit und Lotte  ging es nicht mehr gut. Sie sagte zu ihren Kindern, bringt mich zu meinem Baum, bei ihm fühle ich mich gut.

Auf ihrer Bank sitzt sie nun und berührt mit Liebe ihren Baum  zum letzten Mal. Danke flüstert sie ihm zu, für die vielen schönen Stunden, du warst mir ein so guter Freund, dafür danke ich dir. Oft fühlte ich mich mit dir so stark verbunden, als sei ich eins mit dir. Hast mir immer geduldig zugehört, danach ging ich immer erleichtert wieder weg von dir. So soll es auch heute sein, jedoch bleibt mein Herz bei dir.
Mit einem Lächeln im Gesicht und bedeckt mit einigen Blätter, so fanden sie Lotte entschlafen auf ihrer Bank.
Die Familie erfüllte Lottes letzten Wunsch, ihre Asche wurde unter dem Baum beigesetzt.
Wann immer sich ein sensibler Mensch auf dieser Bank nieder lässt und die Augen schließt, überkommt ihn ein wunderbares Gefühl.
Es ist, als würden die Blätter Lottes Geschichte  erzählen.

In so mancher Vollmondnacht sitzt Lotte in Ihrem Baum und unterhält sich mit ihm. Der Baum umfasst sie sanft mit seinen Äste und wiegt sie ganz sanft hin und her.
Wenn jemand ganz aufmerksam auf Lottes Bank sitzt, der kann ihr lachen hören.

 

 

 

 

 

 

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Über die Autorin
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Liselotte

Seit vielen Jahren schreibe ich leidenschaftlich gerne und halte meine Gedanken, inspiriert durch Schicksale, Lebensveränderungen oder Erlebnisse auf Papier fest. Manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer ein wenig zum Nachdenken.
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