Und dann sehe ich deine Spuren

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Ja, es gibt ihn, diesen besonderen Moment, und ich durfte ihn erleben. In der vergangenen Nacht hatte es leise und zart geschneit. Als ich am Morgen vor das Haus ging, lag die Natur im zarten Weiß. Es schien, als wäre der Boden mit lauter kleinen Kristallen überzogen, die wie Diamanten in der Sonne funkelten. Im Gedanken versunken schritt ich diesen unberührten Weg entlang und hatte ein so gutes Gefühl. (Es ist schwer zu beschreiben, doch ich werde es versuchen, denn ich möchte euch dieses Gefühl vermitteln.) Mir war, als ginge jemand neben mir. Ich konnte diese Anwesenheit so intensiv fühlen, dass ich zu sprechen begann. Ich erzählte, wie einsam ich mich oft fühle und wie schön die Zeit mit dir war. Habe ich dir genug Liebe entgegengebracht? War ich dir eine gute Tochter? Was hätte ich anders machen können, als es dir schon schlecht ging? Habe ich genug für dich getan? Fragen über Fragen quälen mich so oft, doch sie bleiben unbeantwortet.

Ich wünsche es mir so sehr, dass du bei mir wärst, irgendwo um mich herum!

Ich drehe mich um und blicke zurück. Hier ist doch jemand, denke ich mir. Ich muss lächeln, denn was ich im Schnee erblicke, sagt mir: Ja, es gibt etwas um uns herum, und dafür gibt es keine Erklärung.
Ich sehe doch die Spuren neben mir. Danke, dass du mich begleitest, dass du mir das Gefühl gibst, du bist immer bei mir, auch wenn ich deine Spuren nicht immer sehen kann. Nein, ich muss deine Spuren nicht sehen. Sie sind doch immer in meinem Herzen, und dort spüre ich sie, manchmal weniger und dann wieder sehr intensiv. Und zu meinen Fragen, die mich oft quälen: „Ich weiß, was du sagen würdest, ich kenne dich doch so gut.
Du würdest sagen: „Mach dir keine Vorwürfe. Du hast nach bestem Gewissen gehandelt. Du wolltest doch nur das Beste für mich. Du wolltest mich zu lange nicht loslassen, und ja, auch ich wollte noch bleiben. Doch die Zeit hat es uns gelehrt, es war an der Zeit loszulassen.“ Ja, du gingst alleine mitten in der Nacht, und als ich zu dir kam, lagst du friedlich in deinem Bett. Keine Spuren mehr von Schmerz und Pein, nur noch von Frieden und Erlösung warst du umgeben. Ich konnte von dir noch liebevoll Abschied nehmen in dieser Nacht und verließ dich dann in stiller Trauer.

Doch deine Spuren sind für immer in meinem Herzen, und manchmal sehe ich sie neben mir. Dann strecke ich meine Hand aus und greife nach dir.

 

 

 

 

 

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Über die Autorin
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Liselotte

Seit vielen Jahren schreibe ich leidenschaftlich gerne und halte meine Gedanken, inspiriert durch Schicksale, Lebensveränderungen oder Erlebnisse auf Papier fest. Manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer ein wenig zum Nachdenken.
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Eure Liselotte