Mein Seelengarten

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Mein Seelengarten, ja heute nehme ich mir Zeit für dich, denn ich fühlte schon seit einiger Zeit, ich muss mich um dich kümmern. Ich spürte es geht dir nicht gut und wenn es dir nicht gut geht, ja dann leidet auch meine Seele. So suche ich mir ein ruhiges Plätzchen, schließe meine Augen und betrete den Garten meiner Seele. Die Bank der Besinnlichkeit steht noch immer unter dem Baum der Sicherheit, hier an diesem Plätzchen hat sich nichts verändert.
Ich war schon lange nicht mehr hier und dafür entschuldige ich mich, ich sehe es fehlt an Pflege, ja, ich habe dich vernachlässigt und es macht mich auch sehr traurig. Doch heute nehme ich mir die Zeit, du brauchst meine Pflege, denn wenn es dir wieder gut geht, dann bin auch ich wieder glücklich, wir gehören doch zusammen, wir sind eins.
Es hat sich zu viel angehäuft in letzter Zeit, ja und es muss einiges entfernt werden. Hier wachsen Blumen, die sind zwar schön anzusehen, doch sie passen nicht in meinen Garten. Sie verbreiteten sich zu schnell und überwucherten dabei so manch zartes Pflänzchen. Es stehen Dinge herum, die passen nicht mehr, damals, ja damals waren es andere Zeiten, da konnte ich darüber lachen, heute jedoch sind sie fehl am Platz, sie stören und belasten mich. An diesem Strauch erinnere ich mich noch genau, mit wieviel Liebe hatte ich ihn eingepflanzt und zum Dank blühte er für mich ein ganzes Jahr. Doch nun sehe ich, er braucht meine Pflege, er ist verwildert und dürre Äste stehen seitlich ab, die Zeit hat auch ihn verändert. Ich streife sanft über seine Äste und flüstere ihm zu: „Ich muss dir einiges abschneiden mein lieber Strauch, es wird dir nicht weh tun, denn tue ich es nicht, wirst du darunter in Zukunft leiden. Doch nach dem Rückschnitt, kannst du wieder frei durchatmen und neu austreiben“. Was für belastender Müll liegt hier am Boden, es ist so vieles was sich im laufe der Zeit angesammelt hat und all dieser Müll drückte auf meine Seele (meinen Seelengarten) und nahm mir (uns) die Luft zum Atmen.

Das kleine Häuschen in der Ecke, ach wie liebte ich es, hier versteckte ich mich wenn ich traurig war, Zeit zum Nachdenken brauchte und auch wenn ich glücklich war fühlte ich mich hier sehr wohl. Mein kleines schräges Häuschen, erst jetzt merke ich wie ich dich vermisst habe, ich verspreche dir, ich werde mit all meinen Gedanken wieder zu dir kommen. Wie oft hat mir mein kleiner Rückzugs Ort doch gefehlt, wie oft hätte ich ihn gebraucht, doch ich hatte ihn vergessen, ja und dafür schäme ich mich nun, doch geschadet habe ich mir nur selbst.

So schlendere ich weiter durch meinen Garten und bin versunken in meinen Gedanken, ich kann es nicht verstehen, warum bin ich nicht schon früher in meinen Seelegarten gegangen, warum habe ich so lange gewartet? Es ging mir doch schon länger schlecht, ich spürte doch diesen Druck auf meiner Seele und doch nahm ich mir keine Zeit um nach dem Rechten zu sehen. Es hätte nicht so weit kommen dürfen, ich hätte mich schon viel früher um diesen Ort (meinen Seelengarten) kümmern müssen, dann wäre es mir schon früher wieder gut gegangen. Wenn ich jetzt all diese Vernachlässigung sehe, wundert es mich nicht, dass es mir nicht gut ging. Meine arme Seele, es tut mir so leid, ich hatte auf dich (mich) vergessen. Doch ich verspreche dir, ich werde meinen Garten in Zukunft wieder mehr Beachtung schenken, ich werde auf ihn achten und ihm meine Liebe schenken. Meine Stimmung wird nicht besser, denn je weiter ich ihn meinen Garten der Seele gehe, um so mehr sehe ich das Chaos und das Durcheinander. Wer hat das meinem Garten nur angetan, das kann doch nicht ich allein gewesen sein…?

So gehe ich nun zu meiner Bank, doch auch diese steht inmitten von viel zu hohem Gras, es ist, als möchte sie mir sagen: „ Schau, die Zeit ist nicht stehen geblieben, doch ich hab jeden Tag auf dich gewartet, während um mich herum alles verwilderte. Du hast eine Menge zu tun um wieder Ordnung und Harmonie in deinen Seelengarten zu bringen“. Ich überlege kurz was ich alles verändern kann und muss, damit mein Garten wieder frei von belastenden und düsteren Wolken wird.

Voller Zuversicht und Freude auf eine glückliche Zukunft beginne ich, es ist nicht einfach, denn es hat sich in all der Zeit viel angestaut, selbst vom hinterstem Winkel möchte ich alles hervorholen. Ich hatte keine Ahnung, wieviel belastende Dinge hier herum liegen, einiges nehme ich in die Hände und möchte es festhalten, doch nein, ich muss es loslassen, es belastet mich doch nur. Bei so manchen Gegenständen schwelge ich in Erinnerungen und muss auch lächeln, es ist doch auch viel Schönes hier und dafür will ich dankbar sein. „Ah“, staune ich nun und nehme diese Pflänzchen zärtlich in meine Hand, du bekommst den schönen Platz in meinem Garten, denn du hast mich sehr glücklich gemacht, an dich werde ich mich immer Erinnern, du bist das wichtigste Pflänzchen in meinem Seelengarten. Immer wieder entdecke ich Pflanzen, die mich in eine Zeit zurückversetzen, die so einfach war, ich machte mir keine Sorgen, ich lachte über vieles und es war gut so. Warum habe ich das Lachen verlernt, warum denke ich über so vieles nach? Natürlich ist in der Jugend alles einfacher, die Spuren des Lebens kommen immerhin schleichend über viele Jahre.
Doch plötzlich meldet sich die Seele und ruft: „Komm, kümmere dich um deinen Garten, die Vergangenheit kannst du nicht mehr ändern, an der Zukunft sollst du arbeiten. Du kannst ihn nun neugestalten und bepflanzen und denke daran, es gibt Pflanzen, die kannst du nur im Herbst pflanzen und sie werden wunderschön“.

Was war das heute für ein schöner Ausflug in meinem Seelengarten, zuerst war ich erfreut, doch dann sah ich all den Müll, der auf meiner Seele lastete. Ich wusste, ich muss aufräumen, entrümpeln, Altes loslassen und was ich dann sah und fühlte, war wunderbar. Ich hatte viel Platz für Neues geschaffen, nun konnte ich Zukunft, Frieden, Freude und Hoffnung pflanzen und ganz wichtig war mir, die Pflanze des Verzeihens und auch die des Vergessens zu pflanzen.
Mit leichten Schritten, glücklich und zufrieden verlasse ich meinen Seelengarten, noch einmal drehe ich mich um und flüstere: „Ich komme wieder, jedoch warte ich dieses Mal nicht so lange bis die Seele wieder schmerzt“

Vergiss nie auf deine Seele, pflege und umsorge sie wie ein zartes Pflänzchen, schütze sie vor Unkraut und Giftpflanzen. Sie wird es dir danken, du kannst zu jeder Zeit in deinen wunderschönen, friedlichen Seelengarten zu Ruhe kommen.

Wenn es deiner Seele gut geht, bist du mit dir im Reinen.

 

 

 

 

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Über die Autorin
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Liselotte

Seit vielen Jahren schreibe ich leidenschaftlich gerne und halte meine Gedanken, inspiriert durch Schicksale, Lebensveränderungen oder Erlebnisse auf Papier fest. Manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer ein wenig zum Nachdenken.
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