Die zweite Chance

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Ach, denkt sich Bruno, was hatte ich damals doch für ein Glück.

Dass ich heute hier stehen darf, verdanke ich wohl einer höheren Macht und dafür werde ich immer dankbar sein.
Seine Gedanken reisen weit, sehr weit zurück und wie so oft stellt er sich immer wieder die gleiche Frage: „Wie konnte es nur so weit kommen?“

Bruno war ein Erfolgreicher Mann, er war mit seinem Leben zufrieden, er hatte Geld und konnte sich sehr viel leisten. Wenn er einmal Lust auf Spaß verspürte, waren all seine (Freunde) zur Stelle, alle wussten, Geld spielt keine Rolle, Bruno wird alles bezahlen. Er war charmant und hatte unzählige Affären, es war alles oberflächlich und ohne Bedeutung. Stundenlang saß er in seinem sterilen Büro, rauchte viel zu viel und verließ es immer sehr spät. Seine treuen Begleiter waren sein Handy und sein Computer, sie bestimmten sein Leben.
Seine Mutter machte sich große Sorgen um Ihn und oft sagte sie: „Bruno, vergiss nicht zu leben, gründe eine Familie und denke an deine Gesundheit. Was nützt dir dein Geld, wenn du niemandem zum Lieben hast. Wenn du niemanden deine Freuden oder deine Sorgen mitteilen kannst?“  Er lachte nur und sagte: „Ja, eines Tages wird es schon passen, aber ohne meinen Einsatz, wäre ich heute nicht dort, wo ich jetzt bin. Es fehlt mir an nichts, ich habe alles was ich brauche und für eine Familie hätte ich keine Zeit“.

Und dann kam dieser eine Tag, der Tag, der alles im Leben von Bruno veränderte. Mit Blaulicht und Sirene wurde er in das Krankenhaus gebracht, sein Leben hing am seidenen Faden. Die Ärzte kämpften um sein Leben, tagelang saß seine Mutter an seinem Bett und bangte um sein Leben. Nach bangen Wochen und einen mühsamen Kampf zurück in das Leben, konnte er endlich das Krankenhaus verlassen. Die Ärzte sagten zu ihm, sie haben großes Glück gehabt, ändern sie ihr Leben. Denn beim nächsten Mal werden sie es nicht mehr schaffen. Sie haben eine zweite Chance bekommen, seien sie dankbar dafür und nützen dieses Geschenk. Es war ein milder Tag im Frühling, als er Glücklich und am Arm seiner Mutter in ein neues Leben ging. Er spürte wie sich Leben anfühlte, er sah Menschen um sich die Lachten und Spaß hatten.

Er sagte: „Mama horch doch, wie die Vöglein lustig zwitschern, lass uns noch ein wenig auf dieser Bank Platz nehmen.“ Bruno war dankbar und er wusste, es war eine zweite Chance, die er bekommen hatte.

Viele Jahre sind seither vergangen und eine Menge ist geschehen, seinen Job macht er noch immer, doch er hat gelernt abzugeben. Nun nimmt er sich auch Zeit für die schönen Seiten des Lebens. Er hat nun eine Familie und die ist ihm sehr wichtig, mit ihr genießt er nun seine Freizeit, (die er sich sehr gerne nimmt). Er sieht nun Dinge, die er früher übersah, wie schön kann ein blauer Himmel sein. Wie wunderschön ist eine Blumenwiese und wie erfrischend das Lachen eines Kindes. Er kann nun über Dinge lachen, darüber hätte er früher nur den Kopf geschüttelt.
Oft denkt er an die Worte, die seine Mutter kurz vor seinem Zusammenbruch sagte. „Bruno, vergiss nicht zu leben, gründe eine Familie und achte auf deine Gesundheit“ Ja sagt er dann zu sich, ich habe eine zweite Chance bekommen und diese habe ich auch genützt. Wenn er Feierabend hat, liegt sein Firmenhandy stummgeschaltet in einer Lade. Er kann nun das allein sein und die Ruhe genießen, gerne geht er dann in seinen Garten, um die Natur zu betrachten.

 Oder, er nimmt sich seine Staffelei und fährt an einen einsamen Ort, um die Schönheit der Natur zu malen. Ja, er hat sogar einen Malkurs besucht, hätte ihm das früher jemand gesagt, er hätte ihn nur ausgelacht. Sogar einen Hund hat er sich angeschafft und er genießt es mit ihm herumzutollen. Und wenn er Haare auf seiner Kleidung hat, streicht er sie einfach weg. Wie hätte er wohl früher darauf reagiert?

An so manchen Abenden, wenn er gemütlich mit seiner Frau bei einem Gläschen Wein sitzt, sagt er zu ihr: „Ich bin so dankbar für meine zweite Chance, was wäre mir alles entgangen wäre mir das damals nicht passiert“ Voller Dankbarkeit und mit viel Liebe in seinem Blick, nimmt er sie in seine Arme.

Von seinen vielen (Freunden!) sind nur wenige geblieben und die, die er verloren hat, die fehlen ihm nicht. Es gibt Tage, an denen stellt er sich vor das große Bürogebäude und beobachtet seine ehemaligen Geschäftspartner. Wie sie gehetzt das Gebäude verlassen, das Handy am Ohr und nach einem Taxi winken. Sie haben keinen Blick für den schönen Park mit den Springbrunnen, der vor dem Gebäude ist. Wenn er das sieht, ist ihm um keinen Euro leid den er jetzt weniger hat, denn er ist nun reicher, als er damals war. Gut gelaunt und glücklich tritt er seinen Heimweg an, er freut sich auf seine Familie und einen gemütlichen Abend.

Hast du das Glück und bekommst eine zweite Chance, dann sei klug und nütze sie, denn eine dritte bekommst du wohl nicht mehr.

  

 

 

 

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Über die Autorin
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Liselotte

Seit vielen Jahren schreibe ich leidenschaftlich gerne und halte meine Gedanken, inspiriert durch Schicksale, Lebensveränderungen oder Erlebnisse auf Papier fest. Manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer ein wenig zum Nachdenken.
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