Es ist ein Herbsttag wie er selten nur ist, die Luft so klar und rein. Für Lotte ein besonderer Tag, den es wird ihr letzter Herbst sein, nicht nur für dieses Jahr.
Der Wind weht ganz sanft, lässt die Blätter anmutig tanzen.
Langsam kommt Lotte gestützt auf einen Stock zu ihren Baum, sie nimmt Platz auf der schönen Bank und genießt die letzten Sonnenstrahlen.
Wie so oft sieht sie in das Blätterdach, dieses leuchtet in den schönsten Farben des Herbstes, zum Abschied hat der Herbst sie zum Leuchten gebracht.
Lotte musste blinzeln, denn ihr Baum sieht aus als stünde er in Flammen, die Blätter leuchten in den unterschiedlichsten Rot Tönen und die Sonne gibt ihren Teil dazu.
Lotte denkt über ihren Lebensherbst nach und versinkt in die Vergangenheit.
Ihre Kinder haben vor Jahren das Haus verlassen, leben nun ihr eigenes Leben. Jeder hat nun seine eigene kleine Familie, das ist auch richtig so soll es sein, doch es fehlt ihr das Lachen der Kinder, das Leben im Haus.
Lotte lebt nun mit ihren Mann wieder alleine in dem großen Haus.
Von Zeit zu Zeit nimmt sie ihren Mann bei der Hand und sagt.
Komm, gehen wir zu meinen Baum“
Dann sitzen sie unter Lottes Baum und sprechen über ihr Leben, wie gut sie es hatten und wie schön es war.
Schön ist es noch immer, auch wenn die Jahre am Körper zu spüren sind.
Ein Blatt nach dem anderen verlässt nun den Baum, tanzend schweben sie zu Boden.
Lotte fängt ein paar Blätter und streicht zärtlich über sie. Danke ihr lieben Blätter, für die schönen Melodien, die euer Rauschen mir gebracht.
Auch euch meine Vöglein sage ich danke, für die wunderschönen Lieder die mein Herz so oft haben erfreut.
Sie sagte es mit einer Trauer in der Stimme, die nur sie verstand.“
Mein lieber Baum dir gehört mein größter Dank, für so manch tröstende Stunde und auch für die Freude, die du mir hast gebracht.
Sie fühlte wie der Herbst ihres Lebens, sich in ihr Herz einschlich.
Mühsam stand sie auf, drückte ihr Gesicht an die Rinde des Baumes. Sie weiß nicht warum, doch plötzlich rollten ein paar Tränen über ihr Gesicht.
Als sie sich löste von ihren Baum, fühlte sie sich nicht mehr traurig. Sie spürte wieder die Kraft in ihr, die der Baum ihr immer gab.
Als sie den Heimweg antrat, wusste sie es, denn sie fühlte es ganz stark.
Auch diesen Winter werde ich noch erleben, das sagt mir mein Baum.“
Langsam schritt sie ihres Weges und noch lange hörte sie das Rauschen der Blätter.
Was sie hörte war traurig und doch so wunderbar.
Lotte, Lotte dieses Jahr war so schön, doch sehen werden wir uns nie wieder, in dieser Welt.“
Doch wir werden uns wieder finden, in einer anderen Welt und dort sind wir dann eins.