Als ich heute Morgen aus dem Fenster sah, stand die Sonne schon am blauen Himmel und sie flüsterte mir zu
„Heute wird es ein schöner Tag“
Gut gelaunt und voller Tatendrang, stellte ich mich diesen schönen Tag. Gina meine treue Hündin hüpft voller Übermut neben mir her, auch sie spürt es, heute wird es ein besonderer Tag.
Unser Weg führt uns über Wiesen, Felder, Wälder vorbei an dem kleinen Teich, über dem im Sommer die Libellen tanzen.
Den Wald möchte ich heute nicht beachten, er würde mich an diesem schönen Tag zu traurig machen. Wo vor einem Jahr noch ein üppiger Wald stand, stehen nur noch vereinzelte Bäume. Schädlinge haben die Bäume zerstört und nun werden sie gnadenlos gefällt, ja es muss sein, zum Schutz der anderen Bäume. Es bietet sich ein Anblick, der schmerzt und traurig macht, ist es doch der Lebensraum vieler Tiere und der wird nun zerstört.
(So mache ich das, was die meisten Menschen sehr gut könne“ ich drehe meinen Kopf weg“ aber nur für heute)
Das gleiche Gefühl, das ich heute Morgen schon spürte, überkommt mich wieder und es flüstert mir zu, öffne all deine Sinne und lass das Wunder der Natur in dich fließen.
Ja, das werde ich machen und so ist es auch, die Natur ist über Nacht erwacht, ich kann sie sehen, riechen und hören, alle meine Sinne sind hellwach.
Grüne Blätter sprießen voller Neugier aus der Erde, es ist als möchten alle auf einmal heraus. Schneeglöckchen kündigen uns das Ende des Winters an und ziehen sich schon bald in die Erde zurück. Überschneidend haben schon Krokusse, Primel und Veilchen den Boden durchstoßen, stolz und aufrecht stehen sie in den Wiesen.
Nicht zu vergessen das zarte, (starke) Gänseblümchen, es ist ja fast das ganze Jahr über zu sehen, es trotzt der Hitze wie der Kälte. Wie stark müssen diese zarten Blümchen sein, sie sind wohl viel stärker als wir Menschen.
Die ersten Bienen sind schon fleißig, besuchen jede einzelne Blüte und sammeln den frischen Nektar, ihr Summen klingt zart durch die laue Luft, „ja, die Natur ist erwacht“.
Heute brauch ich für meinen Weg etwas länger, gibt es doch so viel zu sehen, hören und riechen, es ist wie jedes Jahr, ein Wunder dabei zu sein, wenn die Natur aus ihrem Winterschlaf erwacht.
Auch die Wildkräuter haben sich schon breit gemacht, zart und voll im Geschmack verleiten sie mich einige zu pflücken um etwas Gutes daraus zuzubereiten.
Die Feldhasen hoppeln lustig und voller Lebensfreude über die Wiesen. Egal ob in der Fauna oder Flora, alles steckt voller Frühlingsgefühle.
Meine Hündin Gina halte ich lieber an der Leine, zu gerne würde sie wohl hinter die Hasen herlaufen. Auch sie ist von den vielen Düften der Natur wie berauscht, ihre Schnauze hält sie in alle Richtungen.
Die Vögel zwitschern schon sehr aufgeregt und halten Ausschau nach einem Partner, es lässt sich nicht mehr zu leugnen.
“Die Natur ist erwacht“
Am Weg zu dem kleinen Teich, sehe ich eine Menge Erdkröten, Paarweise oder Einzeln hüpfen, sie haben es eilig den Teich zu erreichen. Die Zeit der Laichwanderung hat begonnen, die Weibchen begeben sich zur Eiablage in das Gewässer und verlassen es kurz darauf wieder. Es ist immer wieder faszinierend diesem Schauspiel zuzusehen.
„Ja, die Natur ist erwacht“
Am Waldesrand (was noch von ihm übrig ist) stehen einige Sträucher deren Blüten sich schon weit geöffnet haben. Es ist eine Pracht für die Augen und ein Erlebnis für die Nase. Diese vielen kleinen Blüten überziehen den ganzen Strauch, es sieht aus, als hätte der Winter zum Abschied noch schnell eine weiße Decke darübergelegt.
Dieser wunderschöne, zarte Duft, den diese Blüten verströmen, verleitet mich inne zu halten und die Augen zu schließen, tief atme ich ein und nehme diesen herrlichen Duft in mir auf.
„Was für ein betörender Duft, das wäre ein schönes Parfüm, aber nein denke ich mir. Dieser Duft gehört in die Natur und nicht eingesperrt in einen Flakon“
So geht meine morgendliche Runde zu Ende, mitgenommen habe ich für mich sehr viel. Einen kleinen Strauß aus Frühlingsblumen, Wildkräuter für einen guten Salat, einen herrlichen Duft in der Nase und das Gezwitscher der Vögel werde ich noch lange hören.
Wie einst ein Prinz Schneewittchen mit einem Kuss zum Leben erweckte, so erweckt die Sonne mit ihren Küssen die Natur aus ihrem Winterschlaf.
2 Antworten
Sehr schöne Geschichte. Ich denke, um so älter man, umso mehr genießt man den Frühling, das Erwachen der Natur. Mir gehts auf jeden Fall so. Früher als Kind habe ich mich auch gefreut, Schneeglöckchen und co zu sehen, aber der wahre Grund, oder das Erwachen der natur wurde mir erst später bewußt. Ich freue mich auf Deine Geschichten und werde sie beim nächsten Regentag lesen.
Es freut mich, wenn ich auch andere Menschen mit meinen kleinen Geschichten erfreuen kann. Und ja du hast recht, je älter ich werde umso mehr genieße ich alles.