Wo warst du

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Wo warst du als ich noch nicht geboren war?

Pauli saß mit seiner Mutter unter einem großen Apfelbaum, dessen Blätter ihnen kühlenden Schatten spendete. Eine Decke lag auf der bunten Wiese, darauf ein Korb mit frischen Äpfeln und köstliche Brote. Die Mutter, in ihrem leichten Sommerkleid, hatte die Schuhe abgestreift, ihre Füße berührten das kühle Gras. Um sich vor der Mittagssonne zu schützen hatte sie ihren Strohhut aufgesetzt.
Der Junge schmiegte sich liebevoll an seine Mutter und auf seiner Hand saß ein kleiner bunter Schmetterling. Die Vögel im Apfelbaum zwitscherten fröhliche Lieder und die Welt erschien friedlich und perfekt. Nach einer Weile blickte Pauli auf und stellte mit leiser Stimme eine Frage: „Mama, wo warst du, als ich noch nicht geboren war?“
Überrascht über diese Frage schaute sie ihren Sohn liebevoll an, und überlegte einen Augenblick, wie sie diese Frage richtig beantworten konnte. Ich war von der allerersten Sekunde, als du dich für das Leben entschieden hast bei dir, mein Schatz. Bevor du auf dieser Welt warst, warst du schon unter meinem Herzen. Du hattest es dir tief in meinem inneren gemütlich gemacht, hier warst du sicher und geborgen. Du bekamst alles, was du brauchtest und noch viel mehr. Als ich dein kleines Herz das erste Mal schlagen hörte, ich konnte nicht anders, ich musste weinen, obwohl dies einer meiner schönsten Momente war. Du hörtest bereits mein Lachen und die Lieder, die ich für dich sang. Als ich dein erstes strampeln gefühlt hatte, legte ich sanft meine Hände auf meinem Bauch, um die Nähe zu geben. Viele liebe Gedanken schickte ich dir und doch war immer ein wenig Angst in mir, ob es dir gut ginge, ob du gesund bist.
Ich war schon immer bei dir, du warst keine Sekunde ohne mich, ich habe dir zu jeder Zeit Sicherheit und Liebe gegeben.
Pauli schaute seine Mama voller Erstaunen an, und die Mutter sah etwas in seinem Blick, dass sie nicht ganz deutlich deuten konnte. War es Glück, Zufriedenheit, was immer ihr Junge in diesen Augenblick auch empfand, er war in diesem Moment wohl der glücklichste Junge auf dieser Welt. Mit leiser Stimme sagte er. „Du hast immer schon auf mich aufgepasst?“ Seine Mutter lächelte, drückte Pauli einen Kuss in seine Locken und flüsterte: „Ja, und das werde ich immer tun.“
Pauli schmiegte sich noch fester an sie, während eine tiefe Zufriedenheit in ihm aufstieg. Schmetterlinge tanzten in der Luft, und für einen Moment fühlte sich die Welt vollkommen an.

 

 

 

Über die Autorin
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Liselotte

Seit vielen Jahren schreibe ich leidenschaftlich gerne und halte meine Gedanken, inspiriert durch Schicksale, Lebensveränderungen oder Erlebnisse auf Papier fest. Manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer ein wenig zum Nachdenken.
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