Die Adventreise der kleinen Sternschnuppe

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Die dunkle Zeit ist wie jedes Jahr auf die Erde gekommen und Gott beschließt
eine Sternschnuppe auf die Welt zu schicken. Er ist sehr neugierig zu erfahren,
wie es in diesem Jahr auf seinen blauen Lieblingsplaneten zugeht.
Früher war zu dieser Jahreszeit in der zu überprüfenden Gegend bereits meist
Winter. Der erste Schnee fiel manches Mal schon im November und die
Eisblumen blühten auf den kleinen Fensterscheiben um die Wette. Die Felder,
Wiesen und der Wald lagen unter einer gefrorenen Schneedecke. Die Tiere
zogen sich zurück oder hielten Winterschlaf, denn das Futter war rar geworden.
Keine Blume streckte das Köpfchen heraus, es war viel zu kalt. Ihre ganze Kraft
zog sich in die Wurzeln zurück und alles ging ganz langsam.
Die Menschen verbrachten viel Zeit in ihren Häusern oder Hütten und
versammelten sich um den Ofen oder der Feuerstelle. Oft hörte man draußen
lautes Getöse. Der Wind pfiff um die Behausungen und rüttelte an den
knarrenden schweren Holztüren. Viele Menschen bekamen Angst, denn sie
glaubten böse Geister und Dämonen aus der Anderswelt wollen die
verstorbenen Seelen abholen.

Eine große eiserne Pfanne wurde hervorgeholt,
Glut aus dem Ofen genommen und getrocknete Kräuter und Wurzeln darauf
gestreut. Ein aromatischer Duft zog durch den Raum. Die Pflanzengeister
stiegen gen Himmel und nahmen die Wünsche, Ängste und Sorgen der
Bewohner mit.
Alles hatte seine Schnelligkeit verloren und alles und jeder hatte Zeit über das
vergangene Jahr nachzudenken.

Sich über schönes zu freuen, trauriges zu verabschieden und sich neue Ziele und Wünsche für das kommende Jahr einfallen zu lassen.
Gott Vater ruft seinen Erzengel Michael, sieht ihn freundlich an und sagt: Du als
Hüter der Sternschnuppen weißt sicher, welche die geeignetste ist um den
Zustand der Vorweihnachtszeit in St. Martin im Mühlkreis zu erkunden. Wie
sieht es in den Herzen der Leute aus, was ist ihnen wichtig und an was glauben
sie. Erzengel Michael runzelt kurz seine goldschimmernde Stirn und denkt nach.
Er will auf keinen Fall seinen Chef enttäuschen, aber es gibt leider ein kleines
Problem. Er hat bereits fast alle Sternschnuppen weggeschickt um
Erkundungen einzuholen. Nur eine ganz junge, quirlige ist noch im Basislager.
Sie hat jedoch die Eigenschaft sehr, sehr neugierig zu sein und die Aufträge, na
sagen wir, sehr speziell zu erledigen.
Michael gibt seinem jungen quirligen Schützling also diesen wichtigen Auftrag
und instruiert noch die Vorgangsweise. Sei nach einer Weltumdrehung wieder
zurück und berichte an die oberste Stelle. Mach keine Sonderausflüge und spiel
nicht mit den Schneeflocken.
Landung in St. Martin ist unmöglich, Sternschnuppen schweben nur. Indem,
dass die kleine Sternschnuppe wirklich alle Stimmen und Sprachen verstehen
kann, egal ob Steine, Tiere, Pflanzen oder Menschen hört sie bei ihrer
Vollbremsung kurz vor dem Boden, bereits aufgeregtes Stimmengewirr aus
einem Holzhaus, dass von vielen kleinen Kerzenlichtern beleuchtet ist.
Sie verharrt und lauscht gespannt zu, als sie eine traurige Stimme vernimmt:

Wir sind Freunde und Helfer der Menschen, doch es scheint sie haben uns
vergessen. Nur wenige glauben noch an unsere Kraft und Wirkung und wir
warten in unseren Pappschachteln dass sie uns rufen weil sie uns brauchen.
Ich der Beifuß bin das älteste Räucherkraut. Alle sagen ich sei Unkraut, aber Ich
bereite den Weg für den Schritt auf das „Eigentliche“. Ich schütze gegen Böses
und Gefahr und helfe bei Veränderungen im Leben.
Der Dost räuspert sich und meint: Ich gebe den Menschen den Mut und die
Gelegenheit zu wachsen. Die Menschen können auch bei Gegenwind auf den
geraden Weg zum Ziel bleiben.
Die Goldrute flüstert: ich schenke Licht und Liebe, ich strahle wie die Sonne und
gebe Energie und Ausgleich, ich schütze und helfe wieder klar denken zu
können.
Der Holunder ist zu vernehmen: ich verhelfe an der Schwelle zu neuen
Schritten im Leben den rechten Zeitpunkt zu finden. Mein Duft verschafft
leichte, fröhliche und zuversichtliche Stimmung
Das Johanniskraut erklärt: ich schütze vor schlechten Gedanken, ich helfe den
Menschen wenn sie traurig sind und Angst vor dem Dunkeln haben
Die Sternschnuppe lauscht gespannt weiter und hört die Stimme des Lavendels
der sagt: Ich lasse die Schwere vor dem Licht fliehen und schütze vor
Blutsaugern aller Art so dass man auch mit nervenden und unguten
Mitmenschen leichter auskommen kann. Ich öffne für klare Visionen.
Im Stimmengewirr hört sie die Minze: Ich mache Mut, muntere auf, reinige und
schärfe den Geist des Menschen
Die laute und selbstbewusste Stimme des Salbeis sagt: ich kläre und reinige von
Altlasten, ich reinige störende und negative Energien sodass Heilung
stattfinden kann. Mein Rauch bringt Dinge wieder in Fluss.
Auch die Schafgarbe hat wichtige Dinge zu sagen: ich fördere die innere
Weisheit und Leichtigkeit und verhelfe zu Wahrträumen und klaren Visionen.
Ich bin die Beschützerin der Kinder und stärke, zentriere und unterstützte beim
Streben nach Weisheit.
Bevor die Stimmen verstummen meldet sich zu guter Letzt noch die
Zitronenmelisse: Ich helfe den Menschen bei Stress und fördere ihre
Abwehrkräfte. Ich beruhige Körper, Geist und Seele.
Die Sternschnuppe räuspert sich für einen kurzen Augenblick und ist sehr
berührt von den Worten die sie hört.
Ach ja, sie hat ja den Auftrag, die Menschen zu beobachten. Sieh da, da unten,
es ist ganz deutlich zu sehen, da stehen sie in einem Hof.

In Feuerkörben brennt Feuer und die Menschenkinder halten Kräuterstängel in den Händen.
Es ist ihr ganz warm ums Herz, denn diese hören gerade eine Geschichte über
eine Sternschnuppe die den Kräutern zuhört.
Es ist ganz still geworden in diesem Moment, alle hören gespannt zu, ohne
Stress und ohne daran zu denken was sie noch zu erledigen haben oder was sie
ärgert.

 

Sie hören auf ihre innere Stimmen und natürlich auch auf die der
Geschichtenerzählerin.

Christine Hollhuemer

 

 

 

 

Über die Autorin
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Liselotte

Seit vielen Jahren schreibe ich leidenschaftlich gerne und halte meine Gedanken, inspiriert durch Schicksale, Lebensveränderungen oder Erlebnisse auf Papier fest. Manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer ein wenig zum Nachdenken.
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