Auch Blätter haben ihre Geschichten

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Als ich heute Morgen meinen Weg entlang ging, drang ein leises Rascheln an meine Ohren, mir war, als wollten mir die Blätter am Baum etwas erzählen. “Das gibt es doch nicht“, denke ich mir, doch ich blieb stehen und lauschte diesem Geräusch.
Der Wind spielt zärtlich mit den Blättern und ließ sie zu seinem Rhythmus tanzen. Das gesamte Blätterdach war in lustiger Bewegung. Es war, als würden sie mir zuwinken und sagen: „Komm, tanze mit uns, und dann erzählen wir dir unsere kurze Lebensgeschichte.“ So blieb ich stehen und bewegte mich im Tempo des Windes. Es war, als würden mir die Blätter applaudieren. Doch plötzlich war es für eine kurze Zeit ganz still, kein Blatt bewegte sich. Auch ich hielt in meinen Bewegungen inne und lauschte. Plötzlich hörte ich ein Flüstern und dann wieder ein heftiges Durcheinander. Alle wollten von ihrem kurzen Leben erzählen, denn dieses dauert ja nur ein Jahr.
Es war ein schönes Jahr, ja, da waren sich alle einig. Wir hatten so viel Freude miteinander, und uns besuchten so vielen Tiere, diese erzählten uns alles, was hier geschah. Ein Vogelpaar baute in unseren Ästen ihr Nest, ja da war was los. Es war ein lautes Gezwitscher den ganzen Tag, denn die jungen Vögel hatten immer Hunger. Die Vogeleltern hatten den ganzen Tag viel zu tun, es war wunderschön anzusehen. Wir sahen zu, als sie aus den Eiern schlüpften, so klein und ohne Federn. Nach ein paar Wochen verließen sie leider nacheinander ihr Nest und eroberten die Welt.

Zu Beginn des Jahres kamen wir zaghaft aus den kahlen Ästen und wir entfalteten uns zu Beginn noch etwas zaghaft, es dauerte nicht lange, und wie bekamen ein zartes grün. Im Sommer waren wir schön saftig und hatten eine gesunde, kräftige Farbe. Wir hingen fest an unseren Ästen. Oft spielte der Wind mit uns und ließ uns tanzen, manchmal war es auch etwas wild, dann flogen einige von uns in die weite Welt hinaus, und wir sahen sie nie wieder. Gerne sahen wir in den blauen Himmel, träumten und sahen den Vögeln bei ihren kunstvollen Übungen zu.
Ein Blatt von ganz hinten rief: „Gerne wäre ich so manches Mal mit einem Vogel mitgeflogen.“
Als der Sommer schön langsam zu Ende ging und die Nächte kühler wurden, verfärbten wir uns, und wir wussten, nicht mehr lange und der Herbst ist da. In der Herbstsonne werden dann unsere Kleider im schönsten Rot, Gelb, Orange und Braun leuchten, denn kurz bevor wir sterben, werden wir noch sehr schön sein. Noch einmal werden wir zu dem Gezwitscher der Vögel tanzen und uns vom Wind führen lassen. Dann werden wir zufrieden und glücklich loslassen, zu Boden schweben und wieder in den Kreislauf der Natur einfließen.

Was für eine schöne Geschichte, denke ich mir. All die Blätter haben ein schönes und erfülltes Leben. So trete ich ganz im Gedanken versunken meinen Heimweg an und fühle mich plötzlich zufrieden und glücklich.

 

 

 

 

 

 

 

Über die Autorin
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Liselotte

Seit vielen Jahren schreibe ich leidenschaftlich gerne und halte meine Gedanken, inspiriert durch Schicksale, Lebensveränderungen oder Erlebnisse auf Papier fest. Manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer ein wenig zum Nachdenken.
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