Der Abend war wie geschaffen, um Samhain zu feiern. Windstill lag die Welt da, und über uns spannte sich ein sternenklarer Himmel. Der Mond zeigte sich als feine Sichel – still, wachsam, geheimnisvoll.
Christine empfing uns mit zarten Klängen der irischen Harfe. Ihre Worte führten uns behutsam in die Geschichte von Samhain – ein Fest der Dankbarkeit, der Zufriedenheit und der Liebe. Sie sprach von den Ahnen, vom Loslassen und vom Neubeginn. Von der Kraft, die in dieser Nacht liegt, wenn der Schleier zur Anderswelt dünn wird.
Wir durften Kräuter in die Feuerschale geben – Beifuß, Salbei, Lavendel und Mutterkraut um mit den Ahnen in Verbindung zu treten. Mit jedem Rauchfaden schickten wir unsere Wünsche und Träume in den Himmel. Eine Schale mit Haselnüssen wanderte durch die Runde. Jeder nahm sich eine, hielt sie einen Moment lang in der Hand, bevor sie ins Feuer geworfen wurde. Ein uraltes Ritual, das uns mit den Ahnen verband und half, das Vergangene loszulassen.
Walter erzählte wieder eine seiner besonderen Geschichten. Diesmal von einer alten Frau, die schneller Dinge besaß, als sie den Menschen fehlten. Eine Frau, die tratschte, Lügen verbreitete.
Das Feuer knisterte leise, und wir lauschten gebannt, als würde die Geschichte selbst aus dem Rauch steigen.
Anni hat uns wieder mit ihren liebevoll zubereiteten Leckereien verwöhnt – süß und herzhaft, eine köstliche Ergänzung zum wohltuenden Kräutertee, der Wärme in unsere Runde brachte.
Später beantwortete Christine geduldig unsere Fragen. Einige saßen abseits, versunken in Gedanken – über Samhain, über ihre eigene Geschichte. Andere warfen noch Räuchergut ins Feuer und sahen dem aufsteigenden Rauch nach, fast abwesend, als blickten sie in eine andere Welt.
Ich bin tief dankbar für diesen Abend. Dankbar für Christine, die es wieder geschafft hat, uns die alten Bräuche nahezubringen – und uns daran zu erinnern, dass es das Gute gibt. Dass wir vertrauen dürfen. Dass das Leben ein Geschenk ist.
Samhain – eine Nacht, in der der Übergang zur Anderswelt spürbar wird. Eine Nacht des Loslassens. Eine Nacht des Neubeginns.
Die Feuer der Samhain Nacht

Ich kann nicht anders, wenn ich all die Bilder der Feuerstelle betrachte, muss ich darüberschreiben, die Flammen erzählen so viel, man muss nur zuhören.
Das Feuer, das gestern entzündet wurde, war mehr als nur Licht und Wärme – es war ein Träger von Geschichten.
Jede Flamme, die zum Himmel stieg, trug Erinnerungen, Wünsche und Gedanken hinaus ins Universum.
Und der Rauch, sanft und still, legte sich wie ein Schleier über die Landschaft, als würde er die Erde mit all dem verbinden, was in unseren Herzen lebt.
Ein Feuer, das nicht nur brannte, sondern erzählte. Ein Feuer, das uns verband, mit dem Gestern, dem Heute und dem, was kommen darf.





